Patrick Koch hört auf
Der Pfungstädter Bürgermeister Patrick Koch wird nicht erneut zur Wahl antreten. Die FDP Pfungstadt respektiert und versteht die Gründe. Und bedauert den Schritt.
Kommentar von Mathias Zeuner, Fraktionsvorsitzender
Die hessische Magistratsverfassung erfordert eine vertrauensvolle Zusammenarbeit einer Mehrheit der Stadtverordneten mit dem Bürgermeister. Das ist in Pfungstadt nicht mehr der Fall. Zitat Koch im Darmstädter Echo: „Wer schon mal eine der Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung miterlebt hat, wird wissen, wovon ich rede.“ Als Vorsitzender der FDP Fraktion weiß ich es und stimme zu: Es existiert kein Vertrauen mehr zwischen der Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung und dem Bürgermeister.
Es ehrt Patrick Koch, dass er dies erkennt und daraus die Konsequenzen zieht. Es ist aber auch ein Armutszeugnis für die Stadtverordnetenversammlung in Pfungstadt. Es gilt nämlich ebenso, dass jeder der die Sitzungen der Stadtverordneten oder eines der Gremien der Versammlung in der letzten Zeit verfolgt hat, auch wissen wird, auf welchem Niveau die Pfungstädter Stadtpolitik inzwischen angekommen ist. Endlose Monologe statt konstruktiver Diskussion, Selbstdarstellung anstatt politischer Arbeit, Besserwisserei anstatt kluger Politik, Geschrei anstatt Argumente, Eigeninteresse anstatt Bürgerwohl.
Um auch hier Patrick Koch aus dem Echo zu zitieren: „Es sei auch nach der Kommunalwahl 2021 nicht gelungen, eine verlässliche Zusammenarbeit in Form einer Kooperation oder gar Koalition innerhalb der Stadtverordnetenversammlung zu realisieren. Dort wird mit wechselnden Mehrheiten gearbeitet. „Was sich in der Theorie positiv anhört – das beste Argument möge eine Mehrheit finden –, ist in der Praxis aus meiner Sicht und der Erfahrung der vergangenen Jahre allerdings kaum tauglich, um die Entwicklung einer Stadt zielorientiert voranzubringen“.
Da stimme ich zu, da fasse ich mir an die eigene Nase. Auch wir als Fraktion, ich als deren Vorsitzender, haben es, natürlich als kleine Fraktion auch entsprechend schwierig, nicht geschafft, vernünftige Koalitionen, Kooperationen oder auch nur Zusammenarbeit in Sachthemen für Pfungstadt zu organisieren. Vielleicht hätten wir uns mehr anstrengen müssen. Vielleicht war es auch einfach nicht möglich, denn es gibt eben auch Grenzen, politische und menschliche.
Und die wurden aus meiner Sicht oft, zu oft überschritten. Solange die meist inhaltsleeren Anfeindungen gegen Koch nur in, zum Teil grotesken, Akteneinsichtsausschüssen münden, kann man das ja noch niedlich finden. Als Zeitverschwendung betrachten. Wenn dann aber das Mißtrauen zu einer offensichtlich unbegründeten Strafanzeige gegen den Bürgermeister führt, dann hört der Spaß auf. Wer die Situation, die zu den angeblich strafrechtlich relevanten Beschuldigungen führte kennt, weiß dass es hier um einen persönlichen Rachefeldzug geht. Damit ist ein Tiefpunkt politischer Integrität, der politischen Handlungsunfähigkeit der Stadtverordnetenversammlung als Organ erreicht, die einen nur noch kopfschüttelnd zurücklässt.
Selbstverständlich: Die Handlungen und Entscheidungen Patrick Kochs blieben auch in den Reihen der FDP Pfungstadt nicht unkommentiert und auch nicht unkritisiert. Natürlich war und ist nicht jede Position des Bürgermeisters Koch auch meine oder die der FDP Pfungstadt. Wie sollte das anders sein, im kommunalpolitischen Betrieb. Aber der Verlust Kochs als Bürgermeister ist eine schlechte Nachricht für Pfungstadt. Zitat Echo:
Ich hielt und halte Patrick Koch weiterhin für einen klugen, einen fähigen, einen im besten Sinne liberalen und modernen Bürgermeister und bedauere es, ihn in dieser Position zu verlieren. Mathias Zeuner, Vorsitzender , FDP Pfungstadt
Und ich will wieder einen klugen und liberalen Bürgermeister (m/w/d) für Pfungstadt. Einen mutigen Bürgermeister, der heiße Eisen anfasst. So wie Patrick Koch das tat und tut. Was Pfungstadt nicht braucht, ist autoritärer Kleingeist. Niemanden, für den der bürokratische Ablauf wichtiger ist, als das Ergebnis. Niemanden für den kommunale Herausforderung weniger Anlass zum Handeln als mehr zum Reden ist. Niemanden, für den sein Ego wichtiger ist als die Gemeinschaft der Bürger. Niemand, für den Personalführung und Motivation Fremdwörter sind.
Die FDP Pfungstadt ist nun auf der Suche nach einem Kandidaten, der unser Vertrauen verdient. Wir führen die Suche überparteilich durch. Unser Kandidat, unsere Kandidatin, muß nicht Mitglied der FDP sein. Aber mutig und frei wie Patrick Koch, dass muß die oder derjenige sein, dass ist zwingende Voraussetzung.